KI-Pionier Bernhard Schölkopf: Aus Daten kausale Zusammenhänge erkennen

Dass Künstliche Intelligenz (KI) als Kerntechnologie des Digitalen Wandels immer stärker unseren privaten Alltag bestimmt und auch unseren Arbeitsplatz völlig verändern wird, ist heute fast jedem bewusst. Bekannt ist den meisten auch, dass Unternehmen wie Google, facebook und Amazon an der Spitze stehen, wenn es um den Ausbau von KI geht.

Den Namen Bernhard Schölkopf hingegen kennen trotz häufiger Zitate zu aktuellen KI-Tendenzen jenseits der akademischen Welt nur die wenigsten. Dabei gehört der deutsche Physiker, Mathematiker und Informatiker zu den Pionieren der KI-Forschung und zählt nach dem Forschungsmagazin „Science“ zu den zehn einflussreichsten Computerwissenschaftlern weltweit. Ende Juni 2019 wurde er für seine Leistungen mit dem hierzulande höchstdotierten Forschungspreis, dem Körber-Preis für Europäische Wissenschaft, ausgezeichnet.

KI-Forschung mit hohem Anwendungspotenzial

Die Körber-Stiftung würdigt mit diesem Preis jedes Jahr einen wichtigen Durchbruch in den Physical oder den Life Sciences in Europa. Prämiert werden exzellente und innovative Forschungsansätze mit hohem Anwendungspotenzial. Dotiert ist die Auszeichnung mit einer Million Euro. Bernhard Schölkopf erhält die Ehrung für seinen wegweisenden Beitrag zum Maschinellen Lernen, einem wichtigen Teilbereich der Künstlichen Intelligenz.

Schölkopfs Leistung: Support-Vektor-Maschinen

Internationale Bekanntheit erlangte Bernhard Schölkopf durch die Entwicklung sogenannter „Support-Vektor-Maschinen“ (SVM). Das sind ausgeklügelte Algorithmen, mit denen Computer hochkomplizierte KI-Berechnungen schnell und präzise umsetzen.
Sie ähneln den neuronalen Netzen unseres Gehirns, sind aber bei manchen Aufgabenstellungen präziser und aufgrund ihrer mathematischen Basis transparenter in ihrer Arbeitsweise. Wie unser menschliches Gehirn aus Erfahrungen lernt, so entwickeln sich die SVM-Algorithmen nach einer anfänglichen Trainingseinheit durch Erfahrungen weiter.

Daten klassifizieren mit SVM-Algorithmen

Erste Support-Vektor-Maschinen gingen in den 1990er Jahren an den Start und ermöglichten es, Objekte automatisiert zu klassifizieren. Bernhard Schölkopf entwickelte die Support-Vector-Maschinen und die damit verbundenen Kernel-Methoden für zahlreiche Anwendungen weiter – so zum Beispiel in Suchmaschinen, für die Verarbeitung medizinischer Bilder und bei der Produktion von Halbleitern.

Heute ist Bernhard Schölkopfs Forschungstätigkeit um einige Schritte weiter: Gemeinsam mit seinem Team erforscht er Algorithmen, die aus Daten auch kausale Zusammenhänge erkennen können. Ein Ziel des sogenannten Fachgebietes „Kausale Inferenz“: KI-Systeme robuster gegen Störeinflüsse zu machen.

Dazu Bernhard Schölkopf: “Wenn in einer geschlossenen Ortschaft ein Tempo-30-Schild so überklebt wurde, dass es wie ein Tempo-120-Schild aussieht, dann muss das KI-System eines selbstfahrenden Autos aus dem Kontext erschließen können, dass dieses Schild zu ignorieren ist”. Dieses Fachgebiet voranzutreiben unter anderem mit den Mitteln des Körber-Preises, ist Bernhard Schölkopf zentrales Anliegen.

Schölkopfs Ziel: Deutschland an die Spitze bringen

Ein weiteres: „Deutschland in der harten internationalen KI-Konkurrenz zu einer Spitzenstellung zu verhelfen“. Dafür bringt sich Bernhard Schölkopf intensiv ein. Er ist Mitbegründer des vom Land Baden-Württemberg geförderten Kompetenzzentrum „Cyber Valley“ – ein in der Region Stuttgart-Tübingen verortetes Ökosystem von Wissenschaftlern und Industrieunternehmen im Bereich der KI. Zudem hat Bernhard Schölkopf das sogenannten ELLIS-Programm (European Laboratory for Learning and Intelligent Systems) mit aus der Taufe gehoben. Über das Programm sollen sich europäische Standorte besser miteinander vernetzen, gemeinsam Programme aufsetzen und Doktoranden ausbilden.

Gut zu wissen, dass es in Deutschland KI-Pioniere wie Bernhard Schölkopf gibt, die nicht nur die KI-Forschung mit anführen sondern auch die Vernetzung mit der Wirtschaft entscheidend vorantreiben und dafür sorgen, dass sich dem Nachwuchs neue und gute Karrierechancen in Europa auftun.

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