Brauchen Unternehmen einen Chief Disruption Officer?

Die Position des Chief Disruption Officers (CDO) wird heftig diskutiert. Wirklich etabliert hat sie sich hierzulande bisher nicht. 2016 hatten nur 2 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern einen CDO. So die Ergebnisse einer BITKOM-Umfrage. Viele fragen sich: Braucht ein Unternehmen neben dem Chief Information Officer (CIO) wirklich auch noch den CDO-Chefposten?

Warum nicht nur der CIO?

Ja, den braucht es. Oder zumindest eine Position, im Rahmen derer die zentralen Aufgaben eines CDO erfüllt werden. Ob sie sich nun Chief Disruption, Chief Transformation oder Chief Digital Officer nennt, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Wichtig ist hingegen eine klare Abgrenzung zu den zentralen Aufgaben eines Chief Information Officers. Das Aufgabenprofil eines CIOs erfordert in der Regel eine hochspezialisierte IT-Ausbildung. Ihm obliegt die operative Führung der IT eines Unternehmens. Damit ist er in erster Linie verantwortlich für eine reibungslos laufende IT-Infrastruktur. In seinen Bereich fällt zudem– hier überschneiden sich die Aufgaben von CDO und CIO – die Mitentwicklung von Digitalisierungsstrategien. Seine technische Expertise sollte in alle strategischen Überlegungen einfließen. Alles andere wäre Unsinn. Schließlich fällt die praktische Umsetzung der beschlossenen Strategien in seinen alleinigen Verantwortungsbereich. Damit haben CIOs in den meisten Fällen alle Hände voll zu tun.

Weil Digitalisierung weit mehr ist als IT

Doch mit der IT hört die digitale Transformation eines Unternehmens bei weitem nicht auf. Die Digitalisierung hat Auswirkungen auf alle Unternehmensbereiche und betrifft nach und nach jeden einzelnen Mitarbeiter. Kundenbeziehungen ändern sich, über Jahre etablierte Prozesse wandeln sich, neue Geschäftsmodelle entstehen, Unternehmensstrukturen lösen sich auf. Im Zuge dieser Entwicklung muss heute „jedes Unternehmen für sich eine Digitalstrategie entwickeln“, ist sich Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder
sicher. „Wenn erst einmal klare Ziele festgelegt sind, wird die Abstimmung im Unternehmen viel einfacher“. Für die richtigen Antworten auf diese Fragen und ihre Einbindung in eine Digitalisierungsstrategie ist der Chief Disruption Officer zuständig.

Der Chief Disruption Officer stößt an, vermittelt ...

Auch er braucht gute IT-Kenntnisse und ein exzellentes Gespür für technologische Trends. Noch wichtiger ist jedoch, dass er IT-Wissen und betriebswirtschaftliches Denken zu verbinden weiß. Denn auf der einen Seite sollten CDOs wissen, wie man in der digitalen Welt neue Potenziale erschließt, digitale Produkte entwickelt und wichtige Partnerschaften aufbaut. Auf der anderen Seite gehört es zu den Aufgaben eines CDOs, gemeinsam mit den diversen Managementebenen im Unternehmen neue Digitalisierungsansätze zu erarbeiten.

... und stellt zentrale und übergreifende Fragen

  • Wie lassen sich Prozesse im Unternehmen effizienter gestalten.
  • Welche digitalen Kompetenzen brauchen unsere Mitarbeiter?
  • Wie erreichen wir unsere Kunden?
  • Welche digitalen Kanäle wollen wir betreiben?
  • Welche digitalen Services und Produkte müssen wir entwickeln?
  • Lassen sich Services und Dienstleistungen koppeln?
  • Gibt es wichtige Partnerschaften, die wir eingehen müssen?
  • Sollten wir mit Startups kooperieren?
  • Welche Möglichkeiten bietet uns die Digitalisierung, um größer zu werden?
  • Wie wollen wir mit unseren Daten umgehen? Wo können Automatisierungssoftware und künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen?

 

ragen, wie diese lassen sich nicht im Alleingang lösen, sondern nur in Kooperation mit den Fachbereichen beantworten. Doch die Lösung von Problemen kann mitunter auch Konsequenzen hervorrufen, die nicht jeden Mitarbeiter begeistern. Die besondere Herausforderung für CDOs besteht darin: neue Entwicklungen anzustoßen und gleichzeitig zu vermitteln – einerseits zwischen Unternehmensbereichen, andererseits im Falle einschneidender Entscheidungen zwischen Führungsebenen und unteren Ebenen.

Digitaler Wandel erfordert Verantwortlichkeiten

Am Beispiel des Chief Disruption Officers wird deutlich, wie sehr die Digitalisierung unsere Gesellschaft bewegt. Einerseits übernehmen digitale Assistenten unsere Aufgaben. Andererseits entstehen durch die Digitalisierung neue Aufgaben und Arbeitsplätze wie die eines CDOs. Unternehmen sollten sich gut überlegen, ob sie diese Aufgaben dem bereits stark beanspruchten CIO überlassen wollen. Nach BITKOM-Geschäftsführer Bernhard Rohleder müssen Unternehmen „dafür klare Verantwortlichkeiten schaffen.“
Auch von einer Verteilung auf diverse Managements ist abzuraten. Wie auch immer Unternehmen diese neuen Aufgaben personell verankern wollen, sie sollten Chefsache bleiben und klar von anderen Aufgabengebieten getrennt sein.

FAZIT: Digitalisierung zu seiner Sache machen

Die Position des Chief Disruption Officers wird zu Recht heftig diskutiert. Denn mit ihr sind Unternehmensaufgaben verbunden, die nicht einfach unter den Tisch fallen sollten. Die zentrale Frage des CDOs lautet: Wie wollen wir der digitalen Transformation begegnen? Seine Antwort zieht auf jeden Fall Konsequenzen für die IT-Infrastruktur des Unternehmens nach sich. Ist die Digitalisierungsstrategie deswegen eher ein Thema für den CIO? Nein, so einfach ist es nicht. Denn Digitalisierung hat auch mit innovativen Geschäftsmodellen, neuen Kundenbeziehungen und veränderten Unternehmensstrukturen zu tun. In jeder Organisation sollte es daher jemanden geben, der die Digitalisierung explizit zu seiner Sache macht.

 

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